Unternehmerin im Wirtschaftswunder
Aenne Burda war Verlegerin und Gründerin von Burda Moden. Sie machte Mode durch Schnittmuster für Millionen Frauen zugänglich und prägte das Wirtschaftswunder.
10. August, 2025 JBSBeta Version
Aenne Burda war Verlegerin und Gründerin von Burda Moden. Sie machte Mode durch Schnittmuster für Millionen Frauen zugänglich und prägte das Wirtschaftswunder.
Aenne Burda leitete ihr Unternehmen entschlossen und mit klarem Anspruch an Qualität. Sie war bekannt für ihren direkten Stil und ihre hohe Erwartungshaltung.
Aenne Burda gründete 1949 ihren eigenen Modeverlag.
Ihr Magazin "Burda Moden" kombinierte Modeideen mit Schnittmustern.
Dies ermöglichte es Frauen, eigene Kleidung zu nähen, bezahlbar, modern und funktional.
Mit Burda Moden schuf Aenne Burda ein Medienprodukt, das Modetrends aus Paris und Mailand in den Alltag holte.
Das Ziel war klar: Frauen sollten unabhängig Kleidung anfertigen können, die gut passt und modern aussieht.
In der Zeit des deutschen Wirtschaftswunders wurde sie zu einer prägenden Figur für Frauenmode und DIY-Kultur in Deutschland und darüber hinaus.
Neben ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit engagierte sich Aenne Burda in verschiedenen sozialen Projekten. Sie gründete eine Stiftung, die unter anderem die Altenpflege, Kulturförderung und Denkmalschutz unterstützte.
Geburtsname und Herkunft: Aenne Burda wurde am 28. Juli 1909 in Offenburg als Anna Magdalene Lemminger geboren.
Einstieg in die Arbeitswelt: Sie absolvierte eine kaufmännische Ausbildung und arbeitete zunächst als Kassiererin.
Heirat mit Franz Burda: 1931 heiratete sie den Druckereiunternehmer Franz Burda, mit dem sie drei Söhne hatte.
Gründung ihres Verlags: 1949 gründete sie den Verlag Aenne Burda in Lahr, nachdem sie einen kleinen Modeverlag übernommen hatte.
Start von Burda Moden: Im Oktober 1949 erschien die erste Ausgabe von Burda Moden, einem Modemagazin mit Schnittmustern zum Selbernähen.
Zielgruppe und Konzept: Das Magazin richtete sich an Frauen, die ihre Kleidung selbst nähen wollten. Es kombinierte Modeinspiration mit praktischer Anleitung.
Verbreitung und Auflage: In den 1950er-Jahren wuchs die Auflage auf über eine Million Exemplare. Später wurde das Heft in mehr als 90 Ländern veröffentlicht.
Erste westliche Frauenzeitschrift in der Sowjetunion: 1987 erschien Burda Moden als erste westliche Frauenzeitschrift in der UdSSR, unterstützt von Raissa Gorbatschowa.
Führungsstil: Aenne Burda führte ihren Verlag mit Klarheit, hohen Ansprüchen und ausgeprägtem Organisationstalent.
Stiftung und soziales Engagement: Sie gründete eine Stiftung, die Projekte in den Bereichen Altenpflege, Kunstförderung und soziale Hilfe unterstützte.
Anerkennung und Auszeichnungen: Sie erhielt mehrere hohe Auszeichnungen, darunter das Große Bundesverdienstkreuz mit Stern (2001) und die Jakob-Fugger-Medaille (1989).
Tod und Vermächtnis: Aenne Burda starb am 3. November 2005 in Offenburg. Ihr Name lebt weiter in der Marke Burda Style, die heute auch digital präsent ist.
Ihre Entscheidungen folgten keinen Trends, sondern dem, was sie für praktisch und sinnvoll hielt. Dabei verband sie persönliche Stilpräferenzen mit einem realistischen Blick auf das Konsumverhalten der breiten Bevölkerung.
Mit einem Blick auf die Biografie von Aenne Burda (1909-2005) entfaltet sich nicht nur das Leben einer unternehmerisch denkenden Frau, sondern ein Stück deutscher Nachkriegsgeschichte, konkret, greifbar, aus der Perspektive einer Person, die nicht nur mit, sondern "gegen" Umstände gewachsen ist.
Jahr | Ereignis |
---|---|
1909 | Geburt am 28. Juli in Offenburg als Anna Magdalene Lemminger |
1930 | Begegnung mit Franz Burda, dem Sohn eines Druckereibesitzers |
1931 | Heirat mit Franz Burda am 9. Juli |
1932 | Geburt des ersten Sohnes Franz |
1936 | Geburt des zweiten Sohnes Frieder |
1940 | Geburt des dritten Sohnes Hubert |
1949 | Übernahme eines kleinen Modeverlags in Lahr, Gründung des „Verlag Aenne Burda“ |
1949 | Veröffentlichung der ersten Zeitschrift unter dem Titel Favorit |
1950 | Umbenennung in Burda Moden, Start mit 100.000 Exemplaren |
1951 | Verlagsumzug nach Offenburg, Integration von Redaktion und Wohnhaus |
1952 | Einführung der Schnittmusterbögen in Burda Moden |
1968 | Beginn ihrer eigenen Editorials und Kolumnen im Magazin |
1974 | Verleihung des Großen Verdienstkreuzes der Bundesrepublik Deutschland |
1979 | Ehrenring der Stadt Offenburg |
1984 | Auszeichnung mit dem Bayerischen Verdienstorden |
1985 | Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg |
1986 | Tod ihres Ehemannes Franz Burda |
1987 | Burda Moden erscheint in der Sowjetunion, als erste westliche Frauenzeitschrift dort |
1989 | Verleihung der Jakob-Fugger-Medaille (erste weibliche Preisträgerin) und Ehrenbürgerschaft Offenburg |
1990 | Verleihung des Karl-Valentin-Ordens |
1994 | Rückzug aus dem aktiven Geschäft im Alter von 85 |
2001 | Verleihung des Großen Bundesverdienstkreuzes mit Stern |
2005 | Tod am 3. November in Offenburg im Alter von 96 Jahren |
2007 | Start der Online-Plattform burdastyle.com |
2018 | Ausstrahlung des TV-Zweiteilers Aenne Burda, Die Wirtschaftswunderfrau |
Geboren als Anna Magdalene Lemminger in Offenburg, wuchs Aenne Burda in einfachen Verhältnissen auf. Ihr Vater war Lokomotivführer, ein Beruf, der für Pünktlichkeit und Verlässlichkeit stand.
Zwei Eigenschaften, die sich später auch in ihrem eigenen Handeln wiederfanden.
Nach einem sehr guten Schulabschluss begann sie eine kaufmännische Lehre.
Sie wurde Kassiererin im Elektrizitätswerk. Eine wenig glamouröse Tätigkeit, aber eine, die ihr den systematischen Umgang mit Geld und Zahlen vermittelte.
Schon früh zeigte sich ihre praktische Veranlagung: keine leeren Träume, sondern konkretes Handeln.
Ihr späterer Ausspruch „Ich bin durch und durch praktisch. Ich wusste, was normale Frauen wollen.“ bringt diesen inneren Kompass treffend auf den Punkt.
1931 heiratete sie Franz Burda, den Sohn eines Druckereiunternehmers.
Die Ehe war öffentlich sichtbar, privat aber von Affären auf beiden Seiten geprägt, ein Umstand, der in der damaligen Zeit ungewöhnlich offen toleriert wurde.
Man arrangierte sich.
Aenne Burda nutzte diese Konstellation nicht für Selbstmitleid, sondern als Ausgangspunkt für Selbstbestimmung.
Die Initialzündung für ihre Karriere kam nicht aus einem Businessplan, sondern aus einem Ehekonflikt.
Als sie herausfand, dass ihr Mann seiner Geliebten einen Modeverlag finanziert hatte, stellte sie ihn zur Rede, mit Nachdruck.
Franz Burda übertrug ihr daraufhin den verschuldeten Verlag.
Was wie ein symbolischer Akt wirken mag, war rückblickend ein wirtschaftlicher Startschuss.
1949 gründete sie in Lahr den Verlag "Aenne Burda".
Ihre Idee war konkret, funktional und zielgerichtet: Mode für Frauen, die sich selbst etwas nähen möchten.
Was heute als "Do it yourself" populär ist, war damals oft eine Notwendigkeit.
Stoff war verfügbar, fertige Kleidung teuer.
Der entscheidende Gedanke: die Kombination aus Modemagazin und direkt einsetzbaren Schnittmusterbögen.
Keine bloßen Inspirationen, sondern direkte Umsetzbarkeit.
Das Ergebnis: 100.000 verkaufte Hefte bei der ersten Ausgabe, später Millionenauflagen, nicht durch Werbung, sondern durch Substanz.
Die Stärke von Aenne Burda lag im Verständnis für Alltagsbedürfnisse.
Sie reiste zu Modeschauen in Paris, Mailand und Zürich, nicht um Haute Couture zu glorifizieren, sondern um Trends auf das übertragbare Maß herunterzubrechen.
Ihre Magazine präsentierten Schnitte, die nicht ins Schaufenster, sondern in die Realität passten: Radfahren, Arbeiten, Kinder versorgen.
Mode wurde hier nicht als Luxusgut verstanden, sondern als Instrument der Selbstgestaltung.
Eine Frau, die sich etwas nähte, tat das nicht nur aus ökonomischen Gründen, sondern auch aus Selbstachtung.
Und während andere Publikationen von Models träumten, brachte "Burda Moden" Frauen aus dem Leben auf die Seiten, mit nachvollziehbaren Proportionen und tragbarer Kleidung.
Die eingesetzten Schnitte basierten auf empirischen Körpermaßen, nicht auf Wunschvorstellungen.
Ein Meilenstein war 1987: "Burda Moden" erschien als erste westliche Frauenzeitschrift in der Sowjetunion.
Die damalige die Frau des sowjetischen Staats- und Parteichefs Michail Gorbatschow unterstützte das Vorhaben persönlich.
Aenne Burda selbst nannte es „meinen Beitrag zur Demokratisierung der Frauen in der Sowjetunion.“
Ein Satz, der leicht pathetisch wirken könnte, doch in seinem Kern verweist er auf etwas Konkretes: Mode als Zugang zu Eigenständigkeit, als Bruch mit dem staatlich normierten Frauenbild.
Dass eine westdeutsche Modemacherin damit gesellschaftspolitische Wirkung entfaltete, war kein Ziel, aber ein Resultat.
Aenne Burda war keine einfache Chefin.
Zeitzeugen berichten von hohem Arbeitstempo, direkten Worten und gelegentlichen Wutausbrüchen.
Doch Loyalität prägte die Belegschaft, viele blieben bis zur Rente.
Ihre Führungsphilosophie war nicht weich gezeichnet, sondern geprägt von Klarheit und Zielorientierung.
Sie verstand: Qualität entsteht nicht durch Wohlfühlatmosphäre, sondern durch Engagement und Wiedererkennbarkeit.
Gleichzeitig war sie Gastgeberin großer Gesellschaften, fuhr Sportwagen, hielt sich Pudel und war gesellschaftlich bestens vernetzt.
Die Rollenbilder jener Zeit, Gattin, Unternehmerin, Geliebte, Gastgeberin, vereinte sie nicht, sie stellte sie nebeneinander.
Neben der geschäftlichen Erfolgsgeschichte steht ihr philanthropisches Engagement: Stiftungen, Spenden, Förderungen in den Bereichen Kultur, Denkmalpflege und soziale Fürsorge.
Dieses Engagement war nicht laut, aber dauerhaft. Es zeugte von einer Frau, die Verantwortung nicht delegierte.
Aenne Burda starb 2005. Ihre Marke lebt weiter, in digitaler Form und als Printmagazin.
Doch mehr als das bleibt ihre Haltung: die Verbindung von Pragmatismus und Formbewusstsein, von Unternehmertum und Alltagssinn.
In einer Zeit, in der Frauen entweder Mutter oder berufstätig sein durften, aber selten beides, wählte sie einen dritten Weg: gestalterisch, fordernd, entschieden.
Sie verkaufte nicht nur Hefte, sondern ein Versprechen: Du kannst selbst gestalten. Du brauchst keine Genehmigung.
Und genau das macht sie bis heute relevant.
Was Aenne Burda auszeichnete, war kein glanzvoller Moment, sondern Jahrzehnte konsequenter Arbeit, mit Tiefgang, Rückschlägen und bewussten Entscheidungen.
Ihr Lebenswerk ist kein Denkmal, sondern ein Werkzeugkasten: Wer ihn öffnet, findet darin Mut, Handwerk, Haltung.
Aenne Burda verband Mode, Medien und Eigenständigkeit.
Ihr Lebenswerk steht für Zugänglichkeit, Funktionalität und Präzision.
Sie ermöglichte es Generationen von Frauen, Kleidung selbst zu gestalten, unabhängig von Einkommen oder Herkunft.
Ihr Name bleibt untrennbar mit dem Gedanken verbunden, dass Mode nicht exklusiv, sondern praktisch und machbar sein sollte.
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